Geboren wurde ich 1953 in der kleinen
oberschwäbischen Stadt Ravensburg. Die Familie betrieb damals
ein erfolgreiches Baugeschäft und so ließ man den
Kindern nicht nur eine gute schulische Erziehung - humanistisches
Gymnasium - sondern auch eine entsprechende musische Bildung zukommen.
Mit sechs Jahren erhielt ich meinen ersten Klavierunterricht und
später auf dem Gymnasium kam als Zweitinstrument Violine dazu.
Diese beiden Instrumente bescherten mir in meiner Schulzeit wichtige
musikalische Erlebnisse: Die Aufführung von Gluck´s
“Orfeus und Euridice” mit meiner Mitwirkung im
Schulorchester und Beethovens “Egmont-Ouverture”,
die mich bei meinem Gastspiel an der zweiten Geige im
Städtischen Orchester tief beeindruckte. Eigentlich standen in
meiner musikalischen Tätigkeit immer die Instrumente im
Vordergund - obwohl ich immer schon sehr gerne gesungen habe. Als Knabe
in der Schola der Kirchengemeinde, später im
“Singkreis”, wo ich alte italienische Madrigale und
die neuere deutsche Chormusik wie Pepping und Distler kennenlernte.
Nach dem Stimmbruch auch im “Liederkranz”, dem
örtlichen Oratorienchor. Die ganze Singerei führte
dann dazu, dass ich nach dem Stimmbruch auch noch Gesangstunden nahm,
damals schon mit dem Hintergrund einer Aufnahmeprüfung an die
Musikhochschule, wo ich ja vorsingen mußte.
Im Ravensburger
musikalischen Bürgertum war damals Karl Erb als “der
große Sohn der Stadt” noch sehr präsent.
Er war zwar 1957 gestorben, doch in Erzählungen meiner Eltern
und in Schallplatten-einspielungen war er durchaus
gegenwärtig. Vor allem seine Aufnahmen der Schubert-Lieder
wurden doch immer wieder gehört. Damals schon hatte ich ein
große Affinität zu dieser Musik, den entscheidenden
Impuls erfuhr ich jedoch bei einem Liederabend von Ernst Haefliger in
der kleinen vorarlbergischen Propstei St. Gerold. Er sang (an den
Klavierbegleiter erinnere ich nicht mehr) “Die
schöne Müllerin” von Franz Schubert: die
schönste und ergreifendste Musik, die ich je gehört
hatte. Diese Musik selbst singen zu können wurde das
großes Ziel. Die Ehrfurcht vor diesem Zyklus war dann auch so
groß, dass ich mich später lange davor
gedrückt habe, ihn im Konzert zu singen.